Dojokun

Was ist ein Dōjō?
Der symbolische Raum, in dem wir Aikido üben, heißt Dojo (jap. 道場: “Ort des Weges“). Er gibt den hier Übenden (Aikidoka) die Möglichkeit zu ganzheitlichem Wachstum und zu ganzheitlicher Ent-wicklung.
Wozu Regeln?
Ein wesentliches Ziel aller Kampfkünste ist es, dass Du Dich effektiv verteidigen kannst. Beim Erlernen einer Kampfkunst wird ebenso großer Wert darauf gelegt, einen reifen, bewussten und wachsamen Geist und Charakter sowie eine stabile und positive Lebenseinstellung zuentwickeln. Das Erlernen einer Kampfkunst erfordert zudem ein hohes Maß an (Selbst-)Disziplin, da Du, bei unsachgemäßer Anwendung einer Übung, sowohl Dich selbst als auch andere verletzen kannst.
Deshalb ist beim Erlernen einer Kampfkunst die Einhaltung bestimmter Regeln eine ganz wesentliche und grundlegende Übung. Für die Teilnahme an unseren Kursen ist es deshalb Voraussetzung, dass Du die folgenden Regeln, die sich an den traditionellen Regeln des Budo orientieren, befolgst.
Dōjōregeln.
Die Turnhalle und die tatami (Matten) darfst Du nur barfuß, mit sauberen Füßen, oder in Strümpfen betreten. Du darfst auf den tatami weder Essen noch Trinken. Beim Auf- oder Abbau der Mattenfläche musst Du die Mattenoberflächen (rote bzw. grüne Stoffüberzuge) sauber halten (nicht über den Hallenboden ziehen). Achte ebenso darauf, dass Du die Matten nur mit der grauen Gummiunterfläche auf den Hallenboden ablegst, oder die farbigen oder grauen Flächen aneinanderlegst, wenn Du die Matten stapelst.
Wir bauen unsere tatami, auf der wir trainieren, gemeinsam auf und ab. Helfe dabei mit so gut Du kannst, damit wir schnell mit den Übungen beginnen können. Wenn Du eine Matte noch nicht alleine tragen kannst, tue Dich mit Deinen Mitschülern zum Tragen zusammen. Bei aufkommenden Fragen dazu, wie Du Dich am besten daran beteiligen kannst, wende Dich an Deine Mitschüler oder an Deinen Lehrer.
Verbeuge Dich, wenn Du die tatami betrittst oder verlässt. Dadurch erweist Du Deinem Lehrer, Deinen Mitschülern und Dir Respekt und bringst zum Ausdruck, dass Du die Regeln und die Budo-Etikette des Dojo achtest und befolgst.
Das Dojo ist ein Ort der inneren Sammlung und des konzentrierten, fokussierten Trainings. Lautes, aufdringliches und ablenkendes Verhalten ist deshalb unerwünscht. Gedanken aus dem Alltag und auch ungelöste Streitigkeiten mit Mitschülern, die Du möglicherweise noch mit Dir herumträgst, sollen weder Dein eigenes Training, noch das Training deiner Mitschüler beeinträchtigen.
Wenn der Lehrer klatscht oder an die Klangschale schlägt, sitzt Du Dich schnellstmöglich in die Schülerlinie in seiza (Fersensitz) oder anza (Schneidersitz). Sei still und höre aufmerksam zu, wenn der Lehrer etwas erklärt. Achte auf die Hinweise und Aufforderungen des Lehrers und halte Dich immer daran. Wenn Du etwas zu sagen hast, melde Dich und warte, bis Du aufgerufen wirst, etwas zu sagen.
Dein Verhalten ist Voraussetzung für ein gutes und reibungsloses Training. Sei deshalb aufmerksam, hilfsbereit und kameradschaftlich. Beteilige Dich intensiv am Training und stelle Dich als Übungspartner zur Verfügung. Trainiere immer schwungvoll und fröhlich.
Beachte die einzelnen Grußformen den Mitschülern und dem Lehrer gegenüber. Der höher Graduierte/Ältere nimmt Rücksicht auf den Anfänger/Jüngeren. Wenn der Lehrer bei Partnerübungen jemanden zum Üben auffordert, begibt sich der andere in einem sicheren Abstand zu den anderen Übenden in seiza (Fersensitz) oder in anza (Schneidersitz) und beobachtet das Gezeigte konzentriert.
Unterbreche den Unterricht nicht durch ständiges Fragen. Beobachte stattdessen scharf, übe beständig, finde Deinen eigenen Weg und lerne dadurch – durch stillschweigendes, und konzentriertes Training wirst Du selbst zum Meister. Viele Fragen klären sich beim bewussten Üben meist ganz von alleine. Fragen, die sich so bis zum Trainingsende nicht von alleine geklärt haben, können gerne nach dem Mattenabbau noch geklärt werden.
Der Schüler respektiert den Lehrer und der Lehrer respektiert den Schüler. Unterschätze Deinen Übungspartner nicht. Sei demütig.
Unüberlegte Übungen, Herausforderungen, Kraftakte und Mutproben sind im Training untersagt. Ebenso untersagt sind leichtsinnige oder gewaltvolle körperliche (z.B. Schläge, Tritte, Griffe, Stöße, Hebel, Würfe, Beißen, Kneifen, Haare ziehen, etc.), sprachliche (z.B. Beleidigungen, Schimpfwörter, Provokationen etc.) als auch gestische (z.B. herabsetzende Blicke, herausfordernde Handzeichen etc.) Handlungen, die den anderen in irgendeiner Weise demütigen, schaden oder verletzen. Das hast Du nicht nötig. Schmuck, egal welcher Art, musst Du vor dem Training ablegen.
Gebe bei wichtigen Gründen (z.B. Toilette, Unwohlsein, Verletzung) dem Lehrer vorher Bescheid. Wenn Du wieder mit dem Training beginnen möchtest, zeigst Du dies durch eine Verbeugung vom Mattenrand aus gegenüber dem Lehrer an und wartest in seiza auf eine kurze Bestätigung des Lehrers. Der Aufenthalt in den Umkleidekabinen ist nur zum Umziehen erlaubt. Es dürfen auch keine Spielgeräte und Gegenstände unaufgefordert aus dem Geräteraum geholt werden.
Übe Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin. Trainiere auch dann weiter, wenn Du müde oder erschöpft bist und mache keine Pause wegen einer Kleinigkeit. Halte Deine Gedanken und Deinen Körper immer unter Kontrolle. Stelle Dich der gemeinsamen Übung auch gegenüber einem größeren oder stärkeren Übungspartner. Wenn Du eine Übung nicht richtig verstanden hast oder wenn Du sie Dir erst einmal genau anschauen möchtest bevor Du sie selbst ausprobierst, ist das in Ordnung. In diesem Fall setze dich an den Mattenrand in seiza und beobachte die anderen aufmerksam beim Üben.
Der Lehrer kann Dir nur einen Teil der Lehre einer Kampfkunst vermitteln. Nur durch unaufhörliches Training kannst Du Dir die notwendige Erfahrung aneignen, die es Dir erlaubt, den „Geist“ der Kampfkunst in Dir selbst zum Leben zu erwecken. Trainiere deshalb regelmäßig. Ebenso können sich Deine Trainingspartner durch Deine Beständigkeit im Training besser auf Dich verlassen.
Trainingsablauf.
Vor Trainingsbeginn
Verbeuge Dich, nach dem gemeinsamen Aufbau der tatami (Mattenfläche), beim Betreten der tatami vor dem Bild des Begründers des Aikido, O Sensei Morihei Ueshiba, das sich an der Lehrerseite der tatami (kamiza) befindet. Trenne Dich durch diese Verbeugung auch bewusst von Deinen Alltagsgedanken. Setze Dich dann in seiza (Fersensitz) oder in anza (Schneidersitz) in die Schülerlinie und warte ruhig und aufmerksam, bis das Training beginnt. Kurz vor Trainingsbeginn sitzen sich jetzt Lehrer und Schüler gegenüber.
Der Unterricht beginnt mit einer kurzen Zeit der Stille. Übe in diesem Moment, Dir Deiner selbst bewusst, aufmerksam und konzentriert zu sein.
Der Lehrer leitet daraufhin mit dem Ausdruck rei (jap. sinngemäß: „Danke, dass ich hier üben darf.“) eine gemeinsame Verbeugung vor O Sensei ein. Im Anschluss daran verbeugen sich Lehrer und Schüler mit dem Wort onegaishimasu (jap. sinngemäß “lasst uns zusammen üben“) voreinander.
Symbolik der Verbeugung
Verbeugungen in den japanischen Kampfkünsten sind weder Ausdruck von Unterwürfigkeit noch Unterordnung, sondern ein ganz bewusster Ausdruck des gegenseitigen Respekts sowie der Achtung und der Anerkennung des höchstmöglichen Potenzials seines Gegenübers sowie ein bewusster Ausdruck von Dankbarkeit.
Das Training
Nach dem gemeinsamen Angrüßen folgen Übungen zum Aufwärmen sowie traditionelle Vorübungen des Aikido (im Kindertraining spielen wir zusätzlich ein Spiel zum Warmwerden).
Im Anschluss daran werden paarweise Verteidigungstechniken des Aikido geübt. Der Lehrer demonstriert diese jeweils zuerst. Dabei sitzen die Schüler in seiza in der Schülerlinie, um aufmerksam zu beobachten, worum es bei der Übung geht. Danach fordern sich die Schüler gegenseitig zum gemeinsamen Üben auf. Dies sollte ebenfalls mit dem Wort onegaishimasu (jap. sinngemäß “lasst uns zusammen üben“) geschehen. Vor und nach den Partnerübungen verbeugen sich die Aikidoka voreinander. Kommt der Lehrer zu einem Paar und fordert einen der Beiden zum Üben auf, begibt sich die andere Person in einem sicherem Abstand zu den Übenden in seiza, und beobachtet das Gezeigte aufmerksam.
Trainingsende
Wir beenden das Training so, wie wir es begonnen haben: mit einer kurzen, bewussten Zeit der Stille und einer gemeinsamen Verbeugung voreinander. Nach der Schlussverbeugung folgen die Worte domo arigato gozaimashita (jap. sinngemäß „vielen Dank“). Wenn es sich um das Kindertraining handelt und es reibungslos durchgeführt werden konnte, bleibt nach der Verbeugung noch Zeit für ein gemeinsames Spiel. Die Mattenfläche wird von allen gemeinsam abgebaut.
Konsequenzen.
Konsequenzen während dem Kindertraining.
Individuelle Begleitung
Im Dojo wird auf Hilfsbereitschaft und Teamgeist viel Wert gelegt. Während einige Kinder Regeln scheinbar spielerisch und intuitiv erfassen und umsetzen können, brauchen andere Kinder klare Regeln und Strukturen als Halt und sichere Basis, um sich ent-wickeln zu können. Die Regeln im Kindertraining sind deshalb dafür da, denjenigen Kinder, die sie benötigen, diese Orientierung, Halt und Stütze zu geben. Die Regeln werden den Kindern deshalb sowohl in der Gruppe als auch individuell vermittelt und beurteilt. Nach einer kurzen Eingewöhnungzeit sollte sich für alle Kinder ein grundlegendes Regelverständnis eingestellt haben.
Das Einhalten der Regeln zum Aufbau und während des Trainings (Regeln 1-11) ist Voraussetzung dafür, dass Du bei unserem Training mitmachen darfst. Um allen Schülern ein gutes Training zu gestalten, hat der Lehrer das Recht und die Pflicht, bei Nichteinhaltung der Regeln Konsequenzen auszusprechen. Wenn Du als Schüler einmal die Regeln kennengelernt hast und (noch) nicht bereit ist, sie zu beachten, ist jedes weitere Training (vorerst) sinnlos.
Eine Überprüfung des Regelverständnisses und der Fähigkeit, sie einzuhalten, wird bei uns derzeit wie folgt beurteilt:
- Wenn Du einmalig und absichtlich gegen eine dieser Regeln verstößt, wirst Du kurzzeitig vom Training ausgeschlossen (d.h. Du musst 2 Minuten auf der Bank sitzen). Nach Ablauf dieser Zeit darfst Du wieder mittrainieren. Wenn Du die Matte daraufhin wieder betreten hast, musst Du die Regel, gegen die Du verstoßen hast, vor der Gruppe vorlesen.
- Wenn Du während einer Trainingseinheit das zweite Mal absichtlich gegen eine Regel verstößt, endet das Training an diesem Tag für Dich und Du musst entweder in die Kernzeit oder auf den Spielplatz außerhalb des Dojos, je nachdem, wo Du von Deinen Eltern abgeholt wirst. Dein Training an einem Tag endet auch dann, wenn Du schon wegen eines Regelverstoßes auf der Bank sitzt und Dich dort absichtlich so verhältst, dass Du Deine Mitschüler beim Training ablenkst.
- Ein dreimaliger Trainingsausschluss führt zu einer Rücksprache mit Deinen Eltern (und ggf. Deinen Betreuern der Kernzeit). Bei ausbleibender Verbesserung Deines Verhaltens können solche Ausschlüsse vom Training zu längerem bis dauerhaftem Ausschluss aus unserem Kurs führen. Ein Wiedereinstieg in den Kurs ist prinzipiell möglich, allerdings erst nach einer mindestens dreimonatigen Pause und nach erfolgter erneuter Rücksprache mit Deinen Eltern (und ggf. Deinen Betreuern der Kernzeit).