Dojokun
Was ist ein Dōjō?
Das Dojo (jap. 道場: “Ort des Weges“) ist unser gemeinsamer Raum. Hier üben wir mit Körper und Geist, wachsen wir in Klarheit, Stärke und Gegenwart.
Warum Regeln?
Im Üben der Kampfkunst geht es nicht nur um Technik, sondern ebenso um Bewusstsein, Haltung und Mitgefühl. Disziplin und Respekt sind nicht Fremdwörter, sondern Ausdruck innerer Reife und gemeinsamer Verantwortung.
Dōjōregeln
Betritt die Matten barfuß oder in Socken. Kein Essen oder Trinken auf der Tatami. Achte beim Auf- und Abbau darauf, die Matten mit Respekt zu behandeln.
Beim Auf oder Abbau der Tatami: helfe aktiv mit – zusammen tragen, zusammen ordnen. So beginnt unser Üben in Gemeinschaft und Verantwortung.
Eine Verbeugung ehrt den Begründer, den Lehrer, die Mitschüler und Dich selbst – und verbindet Dich bewusst mit dem Weg.
Das Dōjō ist ein Raum der Präsenz. Ablenkung, lautes Verhalten oder ungelöste Konflikte stören den inneren Rhythmus unseres Übens.
Wenn der Lehrer ein Zeichen gibt (Klangschale oder Klatschen), begib dich unverzüglich in Seiza oder Anza. Warte aufmerksam und in Ruhe auf die nächste Anweisung.
Sei aufmerksam, hilfsbereit und aktiv präsent. Erlaube Dir, Dich dem Üben mit Freude und Offenheit hinzugeben.
Höher Graduierte achten auf Jüngere. Achte beim Partnerüben auf Abstand, schaue zu und handle umsichtig.
Unterbreche nicht den Unterricht durch unnötige Fragen oder Aktionen. Beobachte, übe und finde Deinen Weg im Schweigen der Tat.
Der Schüler ehrt den Lehrer – der Lehrer ehrt den Schüler. Unterschätze niemanden, und übe mit Demut im Herzen.
Mut ist nicht Herausforderung um der Herausforderung willen. Keine Kraftakte, keine Provokationen – im Dojo bauen wir Brücken, keine Mauern.
Gib Gründe an (z. B. Toilette, Unwohlsein) und warte auf das okay des Lehrers beim Verlassen und Betreten der Tatami.
Auch wenn Müdigkeit kommt oder Widerstand entsteht – übernimm Verantwortung, beobachte, lern, nimm den Weg an.
Technik kann gelehrt werden – Geist und Haltung nur durch Praxis. Trainiere regelmäßig, damit dein Weg wächst – und die Gemeinschaft mit dir.
Trainingsablauf
Vor Trainingsbeginn
Nach dem gemeinsamen Aufbau der Tatami verbeugst Du Dich beim Betreten der Matten vor dem Bild des Aikido-Begründers Morihei Ueshiba (O Sensei) an der Lehrerseite (Kamiza).
Mit dieser Verbeugung lässt Du bewusst den Alltag zurück und richtest Dich innerlich auf den Weg aus.
Setze Dich anschließend in Seiza (Fersensitz) oder Anza (Schneidersitz) in die Schülerlinie. Warte ruhig, gesammelt und aufmerksam, bis das Training beginnt. Kurz vor Beginn sitzen sich Lehrende und Lernende gegenüber — im gegenseitigen Respekt und bereit, gemeinsam zu üben.
Der Unterricht eröffnet mit einem Moment der Stille.
Nimm Deinen Atem wahr. Sammle Dich. Sei gegenwärtig — im Körper, im Geist und im Herzen.
Dann leitet der Lehrer mit dem Wort Rei
(japanisch sinngemäß: „Danke, dass ich hier üben darf“)
die gemeinsame Verbeugung vor O Sensei ein.
Im Anschluss verbeugen sich Lehrende und Lernende voreinander und sprechen Onegaishimasu
(japanisch sinngemäß: „Lasst uns gemeinsam üben“).
Diese Geste ist ein Versprechen: achtsam, respektvoll und mutig zu üben — als friedvolle Krieger auf demselben Weg.
Symbolik der Verbeugung
Verbeugungen in den japanischen Kampfkünsten sind weder Ausdruck von Unterwürfigkeit noch Unterordnung, sondern ein ganz bewusster Ausdruck des gegenseitigen Respekts sowie der Achtung und der Anerkennung des höchstmöglichen Potenzials seines Gegenübers sowie ein bewusster Ausdruck von Dankbarkeit.
Das Training
Nach dem Angrüßen beginnen wir mit einer Phase des Aufwärmens: Mobilisieren, Dehnen, kräftigen – Körper und Geist ankommen lassen. Im Kindertraining ergänzen wir diese Zeit mit spielerischem Warmwerden.
Anschließend üben wir paarweise die Verteidigungstechniken des Aikido. Der Lehrer zeigt jede Technik zunächst vor. Währenddessen sitzen die Übenden in Seiza in der Schülerlinie, beobachten aufmerksam und erfassen den Kern der Bewegung: Kontakt, Timing, Zentrierung.
Danach fordern sich die Partner gegenseitig mit Onegaishimasu zum Training auf.
Vor und nach jeder Partnerübung verbeugen wir uns voreinander — als Anerkennung des gemeinsamen Lernens und der Verantwortung füreinander.
Kommt der Lehrer zu einem Paar und fordert einen von beiden zum Üben auf, nimmt die andere Person in sicherem Abstand Platz, geht in Seiza und beobachtet weiter konzentriert.
So bleibt der Geist im Lernen — immer wach, immer verbunden.
Trainingsende
Wir schließen das Training so, wie wir es begonnen haben:
mit einem Moment der Stille — gesammelt, dankbar und verbunden —
und einer gemeinsamen Verbeugung voreinander.
Nach diesem Verbeugen sprechen wir
Dōmo arigatō gozaimashita
(japanisch sinngemäß: „Vielen Dank für das gemeinsame Üben“).
Es ist ein Ausdruck von Wertschätzung für den Weg, den wir miteinander gegangen sind.
Danach bauen wir die Matten gemeinsam ab.
So endet unser Üben in der gleichen Haltung, mit der es begann:
achtsam, respektvoll und im Dienst einer guten Gemeinschaft.
Im Kindertraining bleibt — wenn alles gut verlaufen ist — noch Zeit für ein gemeinsames Spiel, um Freude und Verbindung zu stärken.
Konsequenzen
Damit alle gut üben können
Im Kindertraining legen wir großen Wert auf Hilfsbereitschaft, Achtsamkeit und Teamgeist.
Nicht alle Kinder finden sich gleich schnell in Regeln zurecht. Manche brauchen mehr Struktur und Orientierung — und das ist völlig in Ordnung.
Wir geben allen Kindern die Zeit, die sie brauchen, um die Regeln zu verstehen und umzusetzen.
Wenn ein Kind dennoch wiederholt ganz bewusst dagegen handelt und andere dadurch im Lernen behindert, greifen wir freundlich, klar und verlässlich ein.
Mögliche Schritte können sein:
– eine kurze Auszeit am Mattenrand
– ein persönliches Gespräch
– die direkte Einbindung der Eltern
Diese Maßnahmen dienen nicht zur Strafe, sondern dazu, wieder in Ruhe und Verbundenheit ins gemeinsame Üben zurückzufinden.
Unser Ziel ist immer:
Jedes Kind soll sich sicher, gesehen und getragen fühlen – und Freude daran haben, sich zu entwickeln.
Individuelle Begleitung
Kinder haben unterschiedliche Bedürfnisse.
Wir unterstützen jedes Kind so, wie es seinem Charakter, seiner Entwicklung und seinem eigenen Tempo entspricht.
Regeln geben Halt.
Gemeinschaft gibt Kraft.
Aus beidem wächst ein selbstbewusster, friedvoller Weg.
